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„Story follows State“ – Wie Trauma das Erleben prägt und Heilung durch Verbundenheit beginnt

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Simone Back

Ein Beitrag für mehr Verständnis, Mitgefühl und Verbindung


Dieser Text möchte sensibilisieren für die inneren Welten jener, die oft unbemerkt kämpfen. Er richtet sich an Menschen, die mit Traumafolgestörungen leben – um Worte zu finden für das, was häufig schwer erklärbar ist. Und an alle anderen – um besser zu verstehen, wie es sich anfühlen kann, mit einem Nervensystem zu leben, das nicht einfach „umschaltet“, sondern tiefe Schutzmuster verinnerlicht hat.


Denn unser Erleben wird stark vom Zustand unseres Nervensystems geprägt – Story follows State. Das heißt: Wie wir fühlen, wahrnehmen, denken, reagieren – ob wir Nähe zulassen können, neugierig bleiben oder uns zurückziehen – all das hängt davon ab, in welchem inneren Zustand wir uns befinden. Und dieser Zustand ist oft ein Echo früher Erfahrungen.

Ein solches Verständnis kann Brücken bauen. Es hilft, Verhalten nicht vorschnell zu bewerten, sondern als Ausdruck eines inneren Geschehens zu sehen. So entsteht Raum – für Mitgefühl, für Verbindung, für gemeinsames Wachsen.


Wenn Schutz zur Gewohnheit wird – und Nähe schwerfällt


Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren. Besonders prägend sind traumatische Erfahrungen, wenn sie in Beziehungen geschehen – dort, wo eigentlich Schutz, Nähe und Geborgenheit erwartet werden.

Solche frühen Verletzungen – oft nicht laut, aber stetig – wirken tief. Sie formen, wie wir uns selbst erleben, wie wir mit anderen in Kontakt treten, wie viel Nähe wir zulassen können. Manchmal geht es nicht um ein einzelnes schlimmes Erlebnis. Sondern um das, was über lange Zeit gefehlt hat: Verlässlichkeit. Zuwendung. Sicherheit.

Viele dieser Prägungen bleiben lange unbemerkt – auch, weil sie sich für Betroffene „normal“ anfühlen. Weil man nichts anderes kennt. Doch sie wirken: Verbindung wird anstrengend, Vertrauen unsicher. Der eigene Körper fühlt sich nicht wie ein Zuhause an, sondern fremd - eher wie ein Ort, der alte Geschichten trägt, die schwer zu ertragen sind.

Das Nervensystem hat früh gelernt, wie es überleben kann. Und reagiert auch später noch so – auch wenn die ursprüngliche Gefahr längst vorbei ist. Was damals Schutz war, bleibt innerlich aktiv: als Rückzug, als Übererregung, als chronische Anspannung oder Leere.


Was Trauma im Alltag bedeuten kann


Für viele Betroffene fühlt sich der Alltag an, als wäre ständig etwas „zu viel“. Geräusche, Blicke, zwischenmenschliche Erwartungen – all das kann schnell überfordern. Die Welt wirkt laut, nah, fordernd.

Ruhe fällt schwer. Der Körper bleibt in Alarm. Sicherheit fühlt sich fremd an – Verbindung auch.

Viele kennen körperliche Symptome, für die sich keine eindeutige medizinische Ursache findet und bringen sie nicht in Verbindung mit früheren Erfahrungen. Schlafstörungen, Erschöpfung, innere Unruhe oder Verdauungsprobleme werden dann leicht als „normal“ empfunden. Oft, weil es sie schon immer gab.

Und oft entsteht ein verzerrtes Selbstbild: „Ich bin zu empfindlich“, „Mit mir stimmt etwas nicht“, „Ich bin einfach nicht belastbar“.

Dabei ist nichts davon „zu viel“. Es ist Ausdruck eines Körpers, der gelernt hat, zu überleben – in einer Welt, die einst zu schnell, zu bedrohlich oder zu kalt war.


Komplexe Hintergründe – feine Reaktionen


Nicht selten kommen mehrere Erfahrungen zusammen. Neben frühen Bindungsverletzungen können später weitere Ereignisse hinzukommen – einzelne, stark belastende Situationen, die den ohnehin schon angespannten inneren Zustand verstärken.

Solche vielschichtigen Erfahrungen zeigen sich nicht in klaren Kategorien. Sie zeigen sich in Empfindungen, Beziehungen, Körpersignalen. Und oft in der Schwierigkeit, Worte dafür zu finden.

Deshalb braucht es nicht nur Wissen, sondern vor allem Mitgefühl. Und Menschen, die bereit sind, hinzuschauen – mit offenem Herzen und mit einem Verständnis für die Sprache des Körpers.


Simone Back

Heilung beginnt mit Verständnis und Verbundenheit


Wer sich tiefer mit diesem Thema befassen möchte, findet in den Erklärungen von Verena König eine einfühlsame Einführung, was es für Heilung wirklich braucht – und wie der Weg aus alten Schutzmustern beginnen kann: 🎧(1752) Kann man Trauma heilen? // Podcast #76 - YouTube


Trauma ist nicht das, was passiert ist – sondern das, was im Inneren zurückbleibt. Was hilft, ist kein „sich Zusammenreißen“, sondern ein Raum, in dem neue Erfahrungen möglich werden - durch Sicherheit. Gesehen werden. Nicht bewertet, sondern verstanden werden.

Wenn wir als Gesellschaft die Sprache des Nervensystems verstehen lernen, verändert sich etwas. Nicht nur im persönlichen Erleben – sondern auch dort, wo wir bisher keine Sprache dafür hatten: im Alltag, in Beziehungen – und sogar in Fachkreisen.

Dann beginnen wir zu erkennen, dass hinter scheinbar „überzogenen“ Reaktionen oft eine sehr gute innere Logik steckt. Hinter Distanz steckt oft der Wunsch nach Nähe. Hinter Rückzug steckt oft ein tiefer Schmerz.


Wenn Verstehen zur Brücke wird


Veränderung beginnt dort, wo wir einander wirklich sehen – wo sichtbar werden darf, was so oft übersehen wurde: nicht gemeint, nicht gehalten, nicht gehört worden zu sein.

Verstehen kann zur Brücke werden – zwischen innerem Erleben und äußeren Begegnungen. Wenn wir wieder in Kontakt mit unserer eigenen Verletzlichkeit kommen, entsteht Mitgefühl, das nicht trennt, sondern verbindet. Beziehung wird dann wieder zu dem, was sie sein kann: ein sicherer Ort. Ein Raum, in dem neue, nährende Erfahrungen möglich werden. Erfahrungen, die das Nervensystem beruhigen – und ein inneres Gefühl von Sicherheit entstehen lassen.


"Story follows State"


Story follows State - unsere Geschichte verändert sich, wenn sich unser innerer Zustand verändert. Mit einem Nervensystem, das sich sicher fühlt, wird Verbindung wieder möglich: Vertrauen, Nähe, und ein echtes Gegenüber.

In einer Gesellschaft, in der Menschen mit allem da sein dürfen, wird Menschsein wieder spürbar. Und vielleicht beginnt Heilung genau dort – wo verletzte Seelen spüren dürfen, dass sie mit ihrem Schmerz nicht allein sind.

Wo andere nicht wegblicken, sondern mit einem offenen Herzen bleiben.


„Schritt für Schritt. In Verbundenheit. In Würde.“


Simone Back

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie sich dein inneres Erleben über den Körper regulieren lässt – in einem sicheren Rahmen, in deinem Tempo? Auf meinem Blog und in meiner Praxis findest du Impulse und Räume für nährende Körpererfahrungen, die dich auf deinem Weg begleiten können.

– Simone Back


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