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"Story follows State" – Warum dein innerer Zustand dein Erleben schreibt


Story follows State

Manchmal fühlen wir uns klein, überfordert oder innerlich abgeschnitten – obwohl unser Verstand sagt: „Eigentlich ist doch alles in Ordnung.“ Und manchmal gelingt es uns, mitfühlend, klar und verbunden zu reagieren – sogar in schwierigen Momenten.


Was verändert sich da in uns?


Die Antwort liegt oft nicht in der Situation selbst, sondern in unserem inneren Zustand – also dem Zustand unseres Nervensystems. Denn: „Story follows State.“ Die Geschichte, die wir über uns und die Welt erzählen, folgt unserem inneren Erleben.

Was bedeutet „Story follows State“?


Der Begriff stammt aus der Polyvagal-Theorie von Dr. Stephen Porges. Sie beschreibt, wie unser autonomes Nervensystem blitzschnell und unbewusst auf (vermeintliche) Sicherheit oder Bedrohung reagiert – noch bevor unser Denken einsetzen kann.


Diese Einschätzung geschieht über die sogenannte Neurozeption: ein unbewusster Prozess, bei dem das Nervensystem ständig Eindrücke aus der Umgebung und dem Körperinneren aufnimmt und bewertet. Es erkennt dabei, ob eine Situation sicher oder bedrohlich ist – noch bevor wir bewusst darüber nachdenken können. Frühere Erfahrungen spielen dabei mit hinein: Sie haben Spuren im Nervensystem hinterlassen, die beeinflussen, wie wir aktuelle Situationen wahrnehmen und darauf reagieren. Was wir heute erleben, wird also durch die Linse vergangener Erlebnisse bewertet. So kann unser System auch in harmlosen Momenten in Alarmbereitschaft geraten, wenn es Ähnlichkeiten zu früheren belastenden Erfahrungen wahrnimmt. Diese unbewusste Bewertung beeinflusst, wie wir fühlen, reagieren und in Beziehung treten – und prägt auf tiefgreifende Weise unsere innere Lebensrealität.


Vereinfacht gesagt:


  • Wenn wir uns sicher fühlen, erzählen wir Geschichten von Vertrauen, Verbindung, Hoffnung. 

  • Wenn wir uns unsicher fühlen, erzählen wir Geschichten von Gefahr, Schuld, Ohnmacht – auch wenn objektiv nichts Bedrohliches da ist.


Story follows State

Diese Geschichten sind keine Einbildung – sondern Ausdruck eines inneren Zustands, geprägt durch Erfahrung.

Drei Zustände des Nervensystems – und wie sie dein Erleben prägen

Die Polyvagal-Theorie beschreibt drei Hauptzustände im autonomen Nervensystem. Sie beeinflussen, wie wir uns fühlen, wie wir mit anderen in Kontakt treten – und wie wir auf das Leben reagieren.


  1. Verbunden und präsent (ventraler Vagus in Sicherheit) Du fühlst dich offen, zugewandt, reguliert. Der Atem fließt ruhig, das Herz schlägt gleichmäßig, der Geist ist klar.  -> Gedanken: „Ich bin okay. Ich kann das schaffen. Ich darf mich zeigen.“ 

  2. Aktiviert und in Alarmbereitschaft (Sympathikus unter Stress) Dein System ist auf Verteidigung oder Flucht eingestellt. Du fühlst dich überfordert, gereizt oder getrieben. Puls und Spannung steigen, Gedanken kreisen. Wir fühlen uns unruhig, ängstlich oder allein – echte Verbindung wird erschwert. -> Gedanken: „Ich muss etwas tun. Es ist zu viel. Ich bin allein.“ 

  3. Rückzug, Leere, Erstarrung (dorsaler Vagus unter Stress) Ein Gefühl von Trennung oder innerem Abschalten. Der Organismus fährt herunter. Du funktionierst vielleicht – aber innerlich bist du weit weg. Taubheit, Erschöpfung oder emotionale Lähmung können die Folge sein. -> Gedanken: „Ich kann das nicht. Ich bin falsch. Es ist alles sinnlos.“


Diese Zustände – oft auch Mischformen – wechseln ständig, meist ganz subtil. Sie prägen unser Erleben, unsere Beziehungsfähigkeit und sogar unser Selbstbild.


Was du fühlst, ist kein Drama – es ist dein Nervensystem, das sich meldet

Statt uns selbst zu verurteilen ("Ich bin zu sensibel" / "Ich reagiere über") dürfen wir lernen, uns zu fragen: 


  • Was meldet sich da in mir? – Eine kleine Einladung, innezuhalten. 

  • Was würde mir jetzt gut tun?


Diese Fragen öffnen einen Weg zur Selbstregulation – und damit zu mehr innerer Freiheit.


Was hilft?


  • Anerkennen, dass dein Zustand kein Makel, sondern ein Schutz ist. 

  • Wahrnehmen, ohne gleich verändern zu müssen. 

  • Spüren, wann du wieder in Verbindung kommst – mit dir, mit anderen, mit dem Leben. 

  • Co-Regulation suchen: Menschen, Räume, Berührungen, Klänge, die Sicherheit vermitteln. 

  • Bewegung, Atem, sanfte Berührung: kleine Impulse können viel bewirken.


Story follows State

Story follows State - Wandlung Heilung beginnt dort, wo wir unser Erleben neu einordnen


Wenn wir verstehen, warum wir so fühlen – und dass wir weder „zu empfindlich“ noch „komisch“ sind –, beginnt oft eine leise, tiefgreifende Veränderung.

Unsere Geschichten verändern sich, wenn unser innerer Zustand sich verändert. Und manchmal beginnt dieser Wandel mit einem Moment von Sicherheit.

„Vielleicht ist der nächste Schritt kein Tun, sondern ein Spüren.“


  • Wenn du magst, lege eine Hand auf dein Herz oder deinen Bauch. Spüre den Kontakt. Atme ein paar Mal ruhig ein und aus. Vielleicht bemerkst du eine kleine Veränderung. Ein Anfang. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.


Möchtest du deinen inneren Zustand besser verstehen und dich sanft regulieren lernen? Dann stöbere gern in meinem Blog – oder begleite mich auf Instagram für kleine Impulse zwischendurch.



Wenn du spürst, dass dich diese Themen betreffen – oder du jemanden begleiten möchtest, der so fühlt: Auf meinem Blog und in meiner Praxis findest du Räume, in denen Sicherheit wachsen darf. Schritt für Schritt. In deinem Tempo.


Mehr dazu auf www.simoneback.at

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